Über das Projekt

Das Projekt WieSeL (Wissen, einsetzen, fördern: Selbstregulationskompetenz von Lehrkräften) untersucht in verschiedenen Studien, was Lehrkräfte über Selbstregulation beim Lernen denken und wissen, mit dem Ziel, maßgeschneiderte Fortbildungsangebote zu entwickeln, die Lehrkräften helfen sollen, ihre Schüler*innen bei ihrem Lernprozess bestmöglich zu fördern. Darüber hinaus untersucht das Projekt, welche Einflüsse verschiedene Faktoren wie das Wissen über Selbstregulation beim Lernen und die Überzeugungen in Bezug auf Selbstregulation beim Lernen sowie die Selbstwirksamkeit, Selbstregulation beim Lernen fördern zu können, und die eigene Nutzung von Selbstregulationsstrategien einen Einfluss auf die Förderung von Selbstregulation beim Lernen haben.


Was ist Selbstregulation?

Selbstregulation beim Lernen beschreibt die Fähigkeit, sich selbstständig Lernziele zu setzen, sich zum Lernen zu motivieren, seine Aufmerksamkeit zu steuern, geeignete Lernstrategien auszuwählen und zu nutzen sowie den Lernprozess reflektieren zu können. Selbstregulierte Kinder können ihre Motivation und Konzentration gut steuern und Lernhandlungen eigenständig beginnen und aufrechterhalten. Selbstreguliert Lernende überwachen ihren Lernfortschritt und reflektieren am Ende das Lernergebnis und ihr Vorgehen beim Lernen und ziehen daraus Schlussfolgerungen für folgende Lernhandlungen.

Selbstregulation schon bei jüngeren Kindern?

Bereits früh müssen Schüler*innen ihr Verhalten und ihre Gedanken regulieren. In Frontalsituationen müssen sie beispielsweise ihre Aufmerksamkeit steuern, um dem Unterricht folgen zu können. Auch in individuellen Arbeitsphasen, beim Bearbeiten von Hausaufgaben oder beim Lernen für Klassenarbeiten müssen sie mehr oder weniger selbstreguliert vorgehen. Bestimmt fallen Ihnen direkt Schüler*innen ein, die das schon sehr gut können, aber auch andere, die hier noch viel Unterstützung von Ihnen benötigen. Die Forschung hat gezeigt, dass bereits Kinder im Grundschulalter Strategien zur Strukturierung ihrer Lernhandlungen erfolgreich erlernen können. Dabei hat sich eine frühe Förderung als besonders effektiv herausgestellt, da Kinder zu Beginn der Beschulung noch nicht über ein festgefahrenes Lernverhalten verfügen. Grundschüler*innen sind noch offen, neue Strategien für effektives Lernen zu erlernen.

Was die Forschung zu Selbstregulation sagt

Die Forschung hat gezeigt, dass Lernende, die ihr Lernen gut selbst regulieren können, bessere Schulleistungen zeigen und eine höhere Lernmotivation mitbringen. Trainingsstudien haben außerdem deutlich gemacht, dass die Schulleistungen und die Lernmotivation sich bedeutsam steigern, wenn Schüler*innen Selbstregulationsstrategien erlernen und in der Folge vermehrt einsetzen. Zudem wurde gefunden, dass bereits junge Lernende und auch solche mit Lern- und Aufmerksamkeitsschwierigkeiten diese Strategien erlernen können und davon profitieren.

Dennoch ist bisher wenig darüber bekannt, wie Lehrkräfte über Selbstregulation beim Lernen denken, wie sie es in Ihrem Unterricht fördern und wie Lehrkräfte hierbei am besten unterstützt werden können.


Unsere Forschung im Projekt WieSeL

Um die Forschungsergebnisse zu Selbstregulation in die schulische Praxis zu bringen und gleichzeitig Anregungen aus der Schule in die Forschung einzubeziehen, sind im Projekt WieSeL mehrere Studien mit Lehrkräften geplant.

Studie 1

In dieser Studie wurden Lehrkräfte in einer Onlinebefragung und einem Telefoninterview zu ihren Erfahrungen bezüglich Selbstregulation beim Lernen und der Förderung von Selbstregulationsstrategien im Unterricht befragt. In der Onlinebefragung konnte gezeigt werden, dass die direkte Förderung von Selbstregulation der Lehrkräfte, also die Förderung von Selbstregulationsstrategien wie Planung, Überwachung oder Reflektion, durch inkonsistente Überzeugungen über Selbstregulation beim Lernen und die Selbstwirksamkeit, Selbstregulation beim Lernen fördern zu können vorhergesagt werden konnte. Die indirekte Förderung von Selbstregulation beim Lernen, also die Darbietung von Lernumgebungen, die Schüler*innen beispielsweise in ihrer Autonomie fördern oder konstruktivistisches und entdeckendes Lernen anregen, wurde durch Selbstwirksamkeit, die Klassenstufe und die SRL-Vision der Schule vorhergesagt. Unter dieser versteht man eine geteilte Vorstellung der Schule und der Lehrkräfte dieser Schule, was Selbstregulation beim Lernen ist und ob und wie es gefördert werden sollte.  Die Ergebnisse der Telefoninterviews zeigten ebenfalls, dass die direkte Förderung von Selbstregulation beim Lernen durch inkonsistente Überzeugungen der Lehrkräfte und den Anteil von Schüler*innen mit Lernschwierigkeiten vorhergesagt werden konnte, während die indirekte Förderung durch die SRL-Schulvision vorhersagbar war. Diese Ergebnisse legen nahe, dass Lehrkräfte ihre inkonsistenten Überzeugungen bezüglich Selbstregulation überdenken sollten, was durch eine gezielte Einarbeitung in das Thema erreicht werden kann. Zudem könnten Lehrkräfte ihre Selbstwirksamkeit steigern, indem sie vermehrt Selbstregulation beim Lernen im Unterricht anwenden.

Studie 2

In einer zweiten Studie wurden Studierende mittels einer Interventionsstudie untersucht, welche das Ziel hatte, die Selbstregulationskompetenzen der Teilnehmenden durch kurze Interventionsvideos zu verbessern. Hierzu wurden die Studierenden in Mastery-, Coping-, oder Kontrollgruppe eingeteilt und bekamen Kompetenzaspekte zu Selbstregulation beim Lernen vermittelt. Die Studierenden durchliefen zunächst einen Prätest, der das Verständnis von Selbstregulation beim Lernen und Selbstregulationsstrategien, sowie Nutzen solcher Strategien und Überzeugungen der Studierenden abfragte. Im Anschluss folgte eine Videointervention, welche in der Masterygruppe eine Person zeigte, die eine Aufgabe sehr selbstreguliert bearbeitet und ihren Lernprozess erläutert, in der Copingruppe eine Person die zunächst wenig selbstreguliert arbeitet und dann nach und nach Selbstregulationsstrategien anwendet und in der Kontrollgruppe ein Video, welches keine Verbindung zu Selbstregulation beim Lernen hat. Im Anschluss wurde ein Posttest durchgeführt, bei dem die Befragten erneut ihr Wissen über Selbstregulation beim Lernen , sowie Überzeugungen und Selbstwirksamkeitsüberzeugungen abfragte. Nach vier Wochen wurde eine Follow-Up-Befragung durchgeführt, bei welcher erneut die Fragebögen aus Prä- und Posttest eingesetzt wurden. Es zeigte sich, dass die Videointerventionen eine Verbesserung im Wissen über Selbstregulation beim Lernen, in Bezug auf die inkonsistenten Überzeugungen und Nützlichkeitsüberzeugungen zu Selbstregulation beim Lernen, und auf die tatsächliche Nutzung von Selbstregulationsstrategien hatte.


Wir freuen uns über Ihr Interesse!

Nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf, wenn Sie Fragen zum Projekt WieSeL oder Anregungen für unsere Forschung haben. 

Hier finden Sie weitere Informationen zur Online-Umfrage für Lehrkräfte.

Hier finden Sie weitere Informationen zu den Telefoninterviews für Lehrkräfte.


Das SeLFI LAB wird im Rahmen einer Emmy Noether-Gruppe durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert und ist Teil des IDeA-Forschungszentrums (Individual Development and Adaptive Education of Children at Risk) zur Erforschung von Entwicklungs- und Lernprozessen bei Kindern innerhalb der ersten zwölf Lebensjahre.